Welche Bedeutung hat der Weltfrauentag im Jahr 2025? Stefanie Tannrath, CEO von UM Deutschland ist überzeugt: In Zeiten, in denen unter dem Einfluss der Trump-Regierung weltweit Diversity-Maßnahmen zurückgefahren werden, ist der Kampf für Gleichberechtigung wichtiger denn je.

Am Weltfrauentag stehen wir als Gesellschaft vor entscheidenden Fragen – ein Moment, in dem wir nicht nur innehalten, sondern uns auch klar positionieren müssen. Die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Chancengleichheit für Frauen sind nach wie vor keine Realität, sondern bleiben eine Aufgabe, die konsequentes Engagement erfordert.

Die Debatte um Gleichstellung ist untrennbar mit der Frage verbunden, wie wir als Gesellschaft mit Vielfalt umgehen und ob wir bereit sind, diskriminierende Muster nicht nur zu erkennen, sondern aktiv zu durchbrechen. Gerade am Weltfrauentag müssen wir daher den Blick weiten: Neben der Forderung nach gleichen Chancen für Frauen gilt es, eine inklusive Gesellschaft zu gestalten, in der niemand aufgrund von Geschlecht oder anderen Merkmalen benachteiligt wird. Denn wahre Gleichberechtigung kann nur in einer Umgebung gedeihen, die alle Menschen in ihrer Individualität anerkennt und wertschätzt.

Was einst als hart erkämpfte Selbstverständlichkeit galt, wird im globalen Kontext zunehmend in Frage gestellt: Während in den USA Unternehmen durch die neue Trump-Regierung unter Druck geraten, ihre Vielfaltspolitik zurückzufahren, zeigt sich auch in Europa und hierzulande eine kritischere Haltung gegenüber Diversity-Maßnahmen. Dabei bleibt das Thema Diversität weiterhin essenziell – gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist es doch entscheidend, Vielfalt nicht als Belastung, sondern als Chance zu begreifen. In einer Zeit, in der DE&I-Initiativen attackiert oder gar abgeschafft werden, müssen wir uns die Dringlichkeit unseres Engagements bewusst werden.

In meinem Agenturalltag erlebe ich täglich, wie unabdingbar Vielfalt, Nuancen und unterschiedliche Perspektiven für den Erfolg unserer Arbeit sind. Unser UM Credo „Full Color Media“ steht sinnbildlich für unseren Auftrag: „Stand against Bland“. Wir setzen auf lebendige, facettenreiche Sichtweisen statt auf monotones Schwarz-Weiß-Denken – denn genau diese Vielfalt macht unsere Kampagnen innovativ und authentisch. Wir wollen keinen Einheitsbrei, sondern echte Chancengleichheit für alle.

Warum ist dieses Thema so unverzichtbar?

1. Kreativität und Innovation
Vielfalt ist der Motor für kreative Ideen und zukunftsweisende Entwicklungen. Unterschiedliche Perspektiven, Erfahrungen und Herangehensweisen fördern unkonventionelles Denken und ermöglichen es, innovative Lösungen für komplexe Herausforderungen zu finden. Gerade in einem zunehmend simplifizierten und standardisierten Marktumfeld kann diese Vielfalt der entscheidende Wettbewerbsvorteil sein. Zeitgleich bringen Teams mit unterschiedlichen Hintergründen neue Impulse ein, hinterfragen bestehende Strukturen und entwickeln visionäre Konzepte, die Unternehmen langfristig erfolgreicher und widerstandsfähiger machen.

2. Wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit
Studien belegen, dass diverse Teams bessere Entscheidungen treffen und langfristig erfolgreicher sind. Unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven führen zu einer fundierteren Problemanalyse, einer breiteren Lösungsfindung und einer besseren Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Märkte. Unternehmen, die Vielfalt aktiv fördern, profitieren von höherer Produktivität, stärkerer Kundenbindung und einer besseren Marktpositionierung. Gleichberechtigung ist daher nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch ein entscheidender strategischer Vorteil, um in einer globalisierten und dynamischen Wirtschaft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Unternehmen, die Vielfalt aktiv fördern, profitieren von höherer Produktivität, stärkerer Kundenbindung und einer besseren Marktpositionierung.

3. Sozialer Zusammenhalt und Demokratie
Eine offene, inklusive Gesellschaft bildet das Fundament einer lebendigen und widerstandsfähigen Demokratie. Vielfalt und Chancengerechtigkeit fördern den respektvollen Dialog, gegenseitiges Verständnis und eine starke Gemeinschaft, in der alle Stimmen gehört werden. Wenn wir Diskriminierung und Ausgrenzung aktiv bekämpfen, stärken wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gerade in Zeiten, in denen populistische Kräfte spalten und den gesellschaftlichen Fortschritt untergraben wollen, ist es umso wichtiger, demokratische Werte zu verteidigen und ein solidarisches Miteinander zu stärken.

4. Moralische Verantwortung und Vorbildfunktion
Als Führungskraft ist es unsere Pflicht, diese Werte nicht nur im eigenen Unternehmen zu leben, sondern auch nach außen hin eine starke Stimme für Vielfalt und Chancengerechtigkeit zu sein. Ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen bedeutet, klare Werte zu vertreten, diskriminierungsfreie Strukturen zu fördern und aktiv gegen Ungleichbehandlung vorzugehen. Doch unsere Verantwortung reicht über das Unternehmen hinaus: Wir müssen den kulturellen Wandel in der Gesellschaft mitgestalten, Diversität als Erfolgsfaktor sichtbar machen und uns gegen Rückschritte in Gleichberechtigungsfragen positionieren. Indem wir als Vorbilder agieren, setzen wir ein Zeichen für eine gerechtere Zukunft und inspirieren andere, es uns gleichzutun.

5. Förderung von Talenten und Chancengleichheit
Nur wenn alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Identität – ihre Potenziale voll entfalten können, profitieren unsere Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt. Vielfalt bedeutet nicht nur eine größere Auswahl an Talenten, sondern auch eine breitere Perspektive auf Innovation, Problemlösung und Führung. Durch gezielte Förderprogramme, inklusive Karrieremöglichkeiten und faire Einstellungs- sowie Beförderungsprozesse schaffen wir ein Umfeld, in dem jede*r die Möglichkeit hat, sich weiterzuentwickeln und zum gemeinsamen Erfolg beizutragen. Langfristig stärkt eine diverse und chancengerechte Unternehmenskultur nicht nur die individuelle Leistung, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.

Unsere Arbeit als Mediaagentur lebt von dieser Vielfalt. In einer Welt, die zunehmend von Simplifizierungen und Schwarz-Weiß-Denken geprägt ist, müssen wir als Vorreiterinnen und Vorreiter ein starkes Zeichen setzen – für innovative Ideen, für gesellschaftliche Gerechtigkeit und für eine inklusive Zukunft. Es geht darum, Missstände sichtbar zu machen und aktiv gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Ungleichheit vorzugehen.

Gleichberechtigung und Feminismus sind für mich weit mehr als politische Schlagworte. Sie sind das Bekenntnis zu einer Welt, in der Diversität gelebt und gefördert wird – eine Welt, in der Innovation, Kreativität und gesellschaftlicher Zusammenhalt Hand in Hand gehen. Als Teil einer global vernetzten Gesellschaft ist es unsere Pflicht, diesen Werten sowohl im Unternehmen als auch in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen.

Am Weltfrauentag und darüber hinaus appelliere ich an alle Entscheidungsträger, Kreativen und Führungskräfte: Lasst uns gemeinsam gegen veraltete Strukturen kämpfen und eine Zukunft gestalten, in der Vielfalt, Gleichberechtigung und Respekt die Basis unseres Miteinanders bilden. Jetzt erst recht – für eine bunte, gerechte und demokratische Welt.